Hormone
Hormontherapie in den Wechseljahren
„Dirigieren Hormone unser Leben – oder unser Leben die Hormone?“
Viele Frauen erleben rund um die Wechseljahre Veränderungen, die sehr belastend sein können. Zum Beispiel:
- Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafprobleme, frühes Erwachen)
- körperliche und geistige Erschöpfung
- Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, weniger Lust auf Sexualität
- trockenere Schleimhäute (z.B. Scheidentrockenheit)
- Gelenkschmerzen, Haarausfall, Gewichtsschwankungen
- Konzentrations- oder Gedächtnisprobleme
- vermehrte Probleme mit Allergien, Atembeschwerden oder Asthma
Diese Beschwerden werden oft pauschal als „Wechseljahresbeschwerden“ bezeichnet. Das klingt so, als wäre immer nur das Nachlassen der Eierstockfunktion schuld – und als gäbe es dafür die eine einfache Lösung: Hormone nehmen, am besten als Creme.
So einfach ist es aber nicht.
Was die Forschung tatsächlich zeigt
Seit der „Women’s Health Initiative“-Studie (WHI) 2002 gibt es viel Verunsicherung zu Hormonen: Es wurde vor einem erhöhten Risiko für Brustkrebs und Schlaganfälle gewarnt. Seither sind viele Frauen zurückhaltend, und auch viele Ärzt:innen verordnen Hormone nur noch sehr vorsichtig.
Gleichzeitig wurden in den letzten Jahren verstärkt sogenannte „bio-identische Hormone“ beworben. Sie sollen besonders „natürlich“, „sanft“ und „individuell“ sein und werden oft als Alternative zu konventionellen Präparaten dargestellt.
Hier ist es wichtig, sehr genau zu unterscheiden, was damit gemeint ist:
Was sind bioidente Hormone – und welche verwende ich?
Bioident (körperidentisch) bedeutet:
Das Hormon ist chemisch ident mit dem Hormon, das auch der menschliche Körper bildet.
Dazu gehören z.B.:
- 17-β-Estradiol (das wichtigste menschliche Östrogen)
- Progesteron (das natürliche Gelbkörperhormon)
👉 Genau diese Hormone verwenden wir heute in der modernen Hormontherapie – auch in meiner Praxis.
Sie sind in zugelassenen, geprüften Medikamenten enthalten (z.B. als Gel, Pflaster, Tabletten, Vaginalzäpfchen) und werden von den Sozialversicherungen in der Regel bezahlt.
Ich bin also nicht gegen bioidente Hormone – im Gegenteil:
Ich verwende ausschließlich körperidentische Hormone, wenn eine Hormontherapie sinnvoll ist.
Wogegen ich mich ganz klar ausspreche, ist etwas anderes:
„Individuell gemischte Hormoncremen“ aus der Apotheke – wo liegt das Problem?
Unter dem Schlagwort „bioidentische Hormontherapie“ werden häufig teure, individuell gemischte Cremen angeboten, die eine Art Wunderlösung versprechen.
Was passiert dabei?
- Die Apotheke kauft z.B. 17-β-Estradiol-Pulver von der Industrie und rührt es in eine Fettbasis wie Sheabutter oder eine neutrale Creme ein.
- Das Ergebnis ist eine Hormoncreme, die angeblich perfekt zur „persönlichen Hormonlage“ passen soll.
Das klingt verlockend, hat aber mehrere Probleme:
- Die Haut ist eine sehr gute Schutzbarriere.
Damit ein Hormon zuverlässig von der Haut ins Blut gelangt, braucht es eine sehr spezielle Zubereitung (z.B. mikronisierte Wirkstoffe, bestimmte Trägerstoffe, definierte Alkohol-/Gel-Basen).
→ Bei zugelassenen Hormon-Gelen ist genau untersucht, wie viel Wirkstoff tatsächlich ins Blut aufgenommen wird (Pharmakokinetik). - Bei individuell gemischten Cremen gibt es diese Daten in der Regel nicht.
- Es ist unklar, wie viel Hormon wirklich im Blut ankommt.
- Die Dosis ist schwer abschätzbar.
- Sicherheit und Nebenwirkungen sind nicht systematisch geprüft. - Die Versprechen sind oft überzogen.
Ein bisschen Progesteron in einer Creme soll plötzlich „alle Probleme lösen“ – von Schlafstörungen bis Gelenksschmerzen.
Das ist medizinisch nicht seriös, denn die genannten Beschwerden haben ganz unterschiedliche Ursachen. - Teure Labortests ohne echten Mehrwert
Häufig werden zusätzlich teure Speichel- oder Urintests angeboten, um einen „ganz genauen Hormonstatus“ zu bestimmen.
- Hormonspiegel schwanken im Zyklus und in den Wechseljahren stark.
- Nach der Menopause ist im Blut von Natur aus kaum noch Estradiol und Progesteron messbar – und trotzdem kann eine Hormongabe sinnvoll sein.
→ Die Entscheidung für oder gegen eine Therapie wird nicht aufgrund eines einzelnen Speichelwertes getroffen, sondern aufgrund Ihrer Beschwerden und Lebenssituation.
In vielen Fällen wirkt bei diesen „Wundercremen“ eher der Placebo-Effekt plus eine gute Zuwendung – nicht eine verlässlich dosierte Hormonwirkung.
Wie ich Hormontherapie verstehe und einsetze
Wenn ich Hormone einsetze, dann:
- Körperidentische (bioidente) Hormone mit
- bekannter Zusammensetzung
- bekannter Aufnahme über Haut oder Schleimhaut
- geprüfter Sicherheit
- In Formen, bei denen wir wissen, dass sie wirklich im Blut ankommen (z.B. zugelassene Gele, Pflaster oder orale/vaginale Präparate).
- In der niedrigsten wirksamen Dosis, angepasst an Ihre Beschwerden.
Ganz entscheidend dabei:
Das Maß aller Dinge sind Ihre Beschwerden – nicht der Laborwert.
- Es gibt kein simples 1:1 zwischen einem bestimmten Östrogenwert im Blut und z.B. Schlafqualität, Stimmung oder Sexualität.
- Wechseljahre heißen „Wechsel“, weil sich die Hormonwerte teils stark verändern.
- Nach den Wechseljahren ist es normal, dass Estradiol- und Progesteronwerte sehr niedrig oder gar nicht mehr messbar sind.
Sind wirklich die Hormone an allem schuld?
Ein weit verbreiteter Mythos ist:
„In den Wechseljahren spinnen die Hormone – deshalb spinnt auch die Psyche.“
Die Wahrheit ist differenzierter:
- Es gibt typische Wechseljahresbeschwerden, die eindeutig hormonell bedingt sind – allen voran Hitzewallungen und Schweißausbrüche.
- Viele andere Symptome – Schlaf, Stimmung, Energie, Sexualität, Gewicht, Gelenke – sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels:
- körperliche Veränderungen
- Lebensstil, Bewegung, Ernährung
- Belastungen in Familie, Beruf, Partnerschaft
- persönliche Lebensgeschichte, Selbstbild und Selbstwert
Zu sagen, „eine Creme mit etwas Progesteron löst das alles“, ist aus meiner Sicht zu kurz gedacht – und am Ende oft enttäuschend für die Betroffenen.
Mein Ansatz: komplexe Beschwerden brauchen einen komplexen Ansatz
In meiner Praxis steht die Frau im Zentrum, nicht das Laborblatt und auch nicht „die eine Creme“.
Das bedeutet:
- Ich sehe die Frau als zyklisches, kreatürliches Wesen, das in Verbindung mit Natur, Biografie und Umfeld steht.
- Ein ganzheitlicher Behandlungsansatz ist nötig, der sowohl
- schulmedizinische Möglichkeiten (z.B. Hormone, andere Medikamente, somatische Abklärung)
- als auch psychosomatische und seelische Aspekte berücksichtigt.
Oder in den Worten von Helen Gamborg:
„Heil zu sein bedeutet, dass alle Aspekte unseres Selbst als ein einziges Ganzes zusammenarbeiten.“
Wenn eine Frau versteht, wie Körper, Geist und Seele zusammenwirken, kann Heilung und Stabilisierung auf mehreren Ebenen stattfinden. Hormone können ein Baustein sein – aber nie das ganze Haus.
Was heißt das konkret für Sie?
Wenn Sie sich in den eingangs beschriebenen Beschwerden wiederfinden:
- Nein, ich verspreche Ihnen nicht, dass eine „individuelle Creme aus der Apotheke“ alles löst.
- Ja, wir können gemeinsam schauen,
- ob eine Hormontherapie mit körperidentischen, zugelassenen Präparaten für Sie sinnvoll ist
- welche anderen Faktoren (Schlafhygiene, Stress, Partnerschaft, Beruf, Bewegung, Ernährung, psychische Belastungen) eine Rolle spielen
- wie ein maßgeschneiderter, aber ehrlicher Therapieplan aussehen kann – ohne Hokuspokus, ohne unnötig teure Tests.
Nicht eine Creme wird Ihr Leben verändern,
sondern Ihre Bereitschaft, sich Ihren Beschwerden ganzheitlich zu stellen – und unser gemeinsamer, ehrlicher Blick darauf, was Sie wirklich brauchen.
Wenn Sie möchten, sprechen Sie mich gerne darauf an.
In unserer Praxis steht im Zentrum der Gesundheit „Die Frau“
Wenn man die Frau als kreatürliches Wesen in ihrer zyklischen Verbundenheit zur Natur betrachtet, so erkennt man die Notwendigkeit für einen ganzheitlichen Behandlungsansatz, der dazu dient, sie ins Zentrum ihrer Gesundheit zu stellen.So bedarf es nicht nur dem schulmedizinischen Behandlungskonzept, um ihre Gesundheit zu unterstützen, sondern sie benötigt die Möglichkeit, ihre Gefühlswelt und psychosomatischen Empfindungen mit der Sprache ihres Körpers zu verbinden und damit ihre Gesundheit zu erhalten. „ Heil zu sein bedeutet, dass alle Aspekte unseres Selbst als ein einziges Ganzes zusammenarbeiten“ (Helen Gamborg). Wenn Frau die Möglichkeit erhält, die Zusammenhänge ihres Körpers, Geistes und Seelenzustandes zu erkennen, ist Heilung auf allen Ebenen möglich.
Identifizieren Sie sich mit den eingangs erwähnten Beschwerden? Sprechen Sie mich darauf an. Nicht eine Creme wird Ihnen helfen, sondern nur Ihre Offenheit gegenüber einem neuen Therapieansatz. Es wird Ihr Leben verändern!